Die ersten 10 Wochen

Sie sind da!

Langersehnt und voll Freude erwartet und dann sind sie da – die Glücksmomente in einer Zucht! Vorausgesetzt alles verläuft gut...... und da werde ich auf einmal unsicher. Möchten unsere Leserinnen und Leser auch erfahren was alles schief verlaufen kann? Möchten sie von Trauer, Ängsten und Hilflosigkeit lesen? Von einem leeren Welpennest und einer Hündin, die ihren toten Welpen sucht? Ich denke, dass sich alle vorstellen können, dass es auch in der Hundezucht mehr als eine Seite gibt, doch davon wird sehr wenig berichtet .......

Eine Hundemama mit ihren Neugeborenen zu beobachten ist jedes Mal sehr berührend. Die Kleinen werden sorgfältig und unermüdlich trocken geleckt. Sie robben im Kreis und bewegen den Kopf in pendelnden Bewegungen, um die Zitzen zu finden. Ihre bereits funktionierenden Sinne wie Riechen und Tasten helfen dabei. Beim Saugen treten sie mit den Vorderpfoten neben der Zitze, damit diese gedrückt und der Milchfluss angeregt wird. Nach dem Säugen muss die Hündin mit der Zunge die Darmtätigkeit der Welpen anregen, da sie anfangs noch nicht selbständig urinieren und Kot absetzten können.

Täglich nehme ich die Welpen in die Hand, streichle sie, schaue sie genau an, schreibe das Gewicht auf und gebe sie dann wieder ihrer Mama zurück, die alles genau beobachtet. Dabei wird das Hundebett geputzt, desinfiziert und bekommt ein neues Vetbed; je nach Welpenzahl und Alter wird das auch zweimal gewechselt. Hat man einen sehr kleinen Welpen, der dazu noch schlecht saugt, gibt es sehr kurze Nächte. Regelmässig wird das Kleine angesetzt, kontrolliert ob es saugt und zunimmt. Eventuell mache ich Welpenmilch warm und gebe ihm Tropfen für Tropfen auf die Zunge, um ein Austrocknen zu verhindern. Dabei muss man gut aufpassen, dass der Welpe nicht Flüssigkeit in die Lunge aspiriert wird. Ich gebe zu, dass ich auch schon auf dem Boden neben der Hundefamilie eingeschlafen bin, die Hand noch bei der Hundefamilie. Die Hündin verlässt in der ersten Zeit die Wurfkiste nur ungern und muss Anfangs manchmal zum Versäubern in den Garten getragen werden. Später wird sie etwas entspannter, bleibt aber bei den Kleinen und lässt sie nicht aus den Augen. Ab dem 11. Tag öffnen sich die Augen; Anfangs ist nur ein kleiner Schlitz zu sehen, später dann das ganze Auge. Bis sich die Sehfähigkeit einstellt, vergehen aber noch einige Tage. Auch die dicken Öhrchen werden länger, dünner und öffnen sich in der dritten Woche, so dass die Welpen auf Geräusche reagieren. Immer wieder beobachte ich, wie sogar noch blinde Welpen die Futterschüssel ihrer Mama finden und eifrig von diesem Feuchtfutter lecken, dabei sind sie kugelrund und bekommen noch genug an der Mamabar. Apropo Milchbar; die Zitzen werden täglich kontrolliert, ob kein Stau da ist und der Popo der Mama gewaschen, da es nach der Geburt noch einige Zeit Ausfluss gibt. Hunger und Durst nimmt mit dem Wachsen der Welpen zu, darum möchte Rabea 1-2 pro Nacht in den Garten. Je nach Jahreszeit stehe ich bibbernd an der Tür oder beobachte gemütlich den Himmel. Im Galopp rennt die Hundemamma anschliessend wieder zu ihrem Nachwuchs. Das erste Spielen der kleinen Wonneproppen ist lautlos, tollpatschig und total süss!! Nach drei Minuten ist der Spuck vorbei und alle liegen wieder im Tiefschlaf. Gross werden ist ja so anstrengend!

Bald schon hören wir beim Spiel das erste Gurren, wenn die Schwänzchen der Kleinen dann noch eifrig zu wedeln beginnen und sie von der Bewegung fast aus ihren Pfoten kippen, ist die Show perfekt! Wer möchte da nicht zuschauen? Welpen wachsen unheimlich schnell und sie zu beobachten ist etwas ganz Besonderes. Ihr Geschäft verrichten sie nun schon ganz ohne Hilfe. Auch wenn die Hundeschar sehr ausgeglichen scheint, hat jedes seine besonderen Eigenschaften. Bei ihrem Spiel sehe ich, wie sie auf neue Spielsachen, Geräusche, Menschen usw. reagieren. Das Spiel hat eine grosse Bedeutung und sie lernen für ihr späteres Leben. Mit Vergnügen setzen wir uns zu ihnen; herrlich, wie sich die kleinen Fellknäuel freudig auf uns stürzen. Da wird an Bändeln, Kleider und Haaren gezogen, da möchte eines unter dem Kinn gekrault werden, das andere am Bauch und das Nächste will sich in meiner Armbeuge einkuscheln, einfach wunderschön. Was mich bei dieser Hunderasse immer wieder erstaunt, ist der intensive Blick, die dunklen Augen, die in meine eintauchen und ganz ruhig verweilen. Je nach Jahreszeit und Wetter dürfen die Welpen mit ca. vier Wochen nach draussen. Ihr Aussenspielplatz wird alle paar Tage vergrössert, mit zusätzlichen Spielsachen bereichert und spannend gemacht. Die Kleinen werden täglich mutiger und freuen sich neue Abendteuer zu erleben. Sind die zukünftigen Familien am Anfang nur als Zuschauende da, werden sie schon bald sehnlich und mit grosser Begeisterung erwartet: neue Menschen, Gerüche, Geräusche, endlich genug Hände zum Kraulen und Spielen! Schon früh werden die Havaneserwelpen an die Pflege gewöhnt: Krallen schneiden gehört spätestens ab der 2. Woche dazu, später kommen Zahnkontrollen, Augenpflege, Haare bürsten usw. dazu. Meistens geniessen sie es als zusätzliche Zuwendung nach einer intensiven Spieleinheit. Sobald mit ca. vier Wochen die Zähne durchbrechen, sind viele Hündinnen froh, wenn die Welpen immer mehr feste Nahrung zu sich nehmen. Je mehr Erfahrung eine Hündin mit Welpen hat, um so konsequenter erzieht sie ihre Welpen und zeigt z. B. ihrem Nachwuchs klar, wann sie säugen dürfen oder Spielzeit ist. Liebevoll und manchmal recht temperamentvoll wird zusammen herumgetollt oder die Hundemama überwacht von einem erhöhten Standort, dass ihren Welpen nichts passiert. In dieser Zeit ist es sehr wichtig so viele Alltagsreize wie möglich kennenzulernen. Geräusche, die nicht in unserer Umgebung stattfinden, werden auch von CD`s abgespielt oder ich lasse den Fernseher laufen. Kleine Ausflüge mit dem Auto gehören selbstverständlich auch dazu. Mit neun Wochen werden die Welpen meiner Tierärztin vorgestellt. Dabei erfolgt eine gründliche Untersuchung, sie bekommen den Chip und werden geimpft. Mit dem Impfpass und dem Gesundheitszeugnis verlassen wir die Praxis und die Welpen dürfen sich zu Hause erholen. Nun haben sie mindesten noch eine Woche Zeit, weitere wichtige Spielstunden mit ihren Geschwistern, der Mama und anderen Hunden zu erleben, bevor sie in ihr neues Zuhause ziehen dürfen. Der Kontrollbesuch in der Zuchtstätte vom Goldenen Gütezeichen oder der Zuchverantwortlichen des Havaneserclub gehört auch dazu. Dabei wird ganz genau hingeschaut und alles auf mehreren Seiten schriftlich dokumentiert. Das Abschlussfoto der Rasselbande für die Hompage in den letzten Tagen ist zwar eine grosse Herausforderung, aber für mich Ehrensache. Bis die Kleinen endlich ruhig (!) sitzen oder liegen und alle süss in die Kamera schauen, braucht es viel Geduld.

Die richtigen Familien für meine «Babys» zu finden ist seit Corona nicht einfacher geworden. Im Gegenteil! Das Phänomen der vielen Anfragen geht weiter (siehe im Newsletter 5) und macht eine Auswahl noch schwieriger. Es steckt Herzblut und ganz viel Liebe in jedem Welpen der unser Haus verlässt.

Abschied von meinen Welpen nehmen heisst für mich viel Vertrauen in die neue Familie zu haben. Den Knopf im Magen, mein schweres Herz zu ignorieren und nur die strahlenden Augen, das Lachen und die Freude dieser Menschen sehen! Überlegen wie viel Zeit ich nun wieder für die anderen Hunde und mich zur Verfügung habe. Unzählige Kotsäckli die leer bleiben, Decken die nicht mehr täglich gewaschen werden müssen, viele, viele Putzstunden, die gestrichen sind, 4x täglich abwechslungsreichen Futterschüsseln für die Jungschar vorbereiten, Pflege, Papierkram wie Deck- und Wurfmeldung, versenden von Videos und Fotos, aktualisieren der Homepage usw. die wegfallen!  Aber auch Kuschel-und Spielrunden, dunkle, erwartungsvolle Augen, wackelnde Schwänzchen, wuschelige, warme Lockenköpfchen am Hals oder in der Armbeuge die mir nun fehlen werden.

Den Kleinen auf dem Arm zum Auto der neuen Familie tragen und hoffen, dass alle Wünsche, die ich für ihn habe, in Erfüllung gehen mit einer grossen Bitte:

für uns ist es eine planbare Zeit, wenn ein Welpe einzieht, für ihn ist es aber alles was er hat, sein ganzes Leben!

Ich werde immer wieder gefragt, wie es der Hundemama ohne Welpen geht. Nicht jede Hündin reagiert gleich. Während Chelsea die ersten Tage noch fröhlich jeden Leckerbissen zu ihrem Nachwuchs getragen hat und dann etwas erstaunt selber vertilgte, scheint Rabea erleichtert zu sein, dass sie nun wieder bei mir kuscheln kann und die Verantwortung für ihren Nachwuchs weggefallen ist.

 

 

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