Rund um die Geburt

 

Für die Geburt steht frühzeitig alles bereit, unter anderem Wurfbett, viele Leintücher, Vetbed`s, homöopathische Mittel, Absaughilfe, Waage, Geburtsblatt, Taschenlampe usw. Die wichtigste Frage ist natürlich; wann wird das grosse Ereignis stattfinden?

Die Geburt wird in Vorbereitungs-, Eröffnungs- und Austreibungsphase aufgeteilt, wobei der Übergang zur Eröffnungsphase meist nicht erkannt wird. Jede Geburt ist anders, auch bei der gleichen Hündin. Ungefähr 24 Stunden vor der Geburt werden die Beckenknochen der Hündin deutlicher sichtbarer als sonst, denn die Beckenbänder senken sich ab. So werden die Welpen auf die Geburt vorbereitet und "positioniert". Die Hündin mag nun vielleicht weniger oder gar nichts mehr fressen und ihre Körpertemperatur nimmt leicht ab. Weitere Anzeichen für die baldige Geburt sind Unruhe, Scharrzwang (Lagerbildung) und Aufsuchen des Welpenbett, belecken der Vulva, leichter Ausfluss, hecheln, Anzeichen von Unsicherheit, leeres Schlucken, Winseln und Zittern. Durch hormonellen Einfluss kommt es zu den Eröffnungswehen. Die leichten Kontraktionen beginnen vor dem hintersten Welpen, lösen ihn langsam von der Plazenta und treiben ihn gegen den Muttermund und dieser wird durch den Druck weiter geöffnet. Dabei sind diese Vorgänge und die Kontraktionen mit blossem Auge nicht sichtbar.

Die Anwesenheit eines vertrauten Menschen ist für die gesamte Geburt ganz wichtig. Dabei nimmt man sich Zeit und bemüht sich um Gelassenheit! Der Geburtsraum liegt ruhig und bleibt natürlich ohne fremde Zuschauer, andernfalls kann sich die Geburt erheblich verzögern und es können Komplikationen auftreten. Die Wartezeit empfinde ich als intensiv und dabei kann es auch immer wieder Überraschungen geben. Die Hündin verhält sich den ganzen Tag ohne Anzeichen und man freut sich auf eine ruhige Nacht, schliesslich möchte man ausgeruht sein. Plötzlich beginnt die Hündin zu hecheln, bekommt ihren fernen Blick und will sich nicht mehr von ihrem Platz wegbewegen. Dieser Zustand kann Stunden dauern, aber die erhofften Anzeichen für den Beginn der Geburt können genauso plötzlich wieder verschwinden, wie sie da waren und die werdende Mutter legt sich auf einmal hin und schläft. Nun doch Bettzeit und noch etwas schlafen?

Spätestens ab dem 58. Tag der Trächtigkeit tut man Gut daran, seine Hündin im Auge zu behalten und sie auch nachts in der Nähe zu haben. Die Wartezeit braucht Geduld, alle Aussentermine sind gestrichen, die täglichen Spaziergänge mit meinen Hunden bleiben und werden der angehenden Hundemama angepasst. Meine Tierärztin sagt dazu; «Eine fitte Hündin ist gut vorbereitet für die Geburt!» Besonders für Chelsea beginnt der ideale Tag erst mit einem Spaziergang! Dazu eine kleine Geschichte. Meine sportliche Hündin steht, von der Tragzeit her, kurz vor der Geburt. Sie hat ihre Morgenmahlzeit verweigert, will aber trotzdem ihren gewohnten Ablauf. Nach 20 Minuten flottem Trab, bleibt sie plötzlich stehen, schaut mich an und kehrt zackig um. Ich renne ihr nach und sehe, dass sie zittert, oha die Geburt beginnt. Schnell sind wir zuhause und begrüssen zwei Stunden später nach den Presswehen, die gut ersichtlich sind, ihren ersten Welpen. Erstaunlich, oder?

Meine allererste Havanesergeburt (ich züchtete vorher schon 14 Jahre Cavalier King Charles Spaniel) verlief für Chelsea, meine Hündin, und mich als Züchterin perfekt. Die werdende Hundemama war am Abend noch ganz ruhig und wollte auch nicht in meinem Zimmer bleiben. Frühmorgens um drei leckte sie meine Hand, ich erwachte und wechselte in unser Welpenzimmer, wo schon alles bereitstand. Chelsea scharrte aufgeregt in ihrer geliebten Hundebox, die wie eine Höhle wirkt, wechselt dann wieder in das zukünftige Welpenbett, zerriss temperamentvoll alte Tücher, sass hechelnd inmitten ihres Nestes, um dann wieder ganz entspannt neben mir zu ruhen. Plötzlich war es so weit, um fünf Uhr bekam Chelsea instinktsicher ihren ersten Welpen und dann ging es Schlag auf Schlag bis um acht Uhr der letzte von sechs Welpen neben der Hundemama lag. Zwischendurch ging es so schnell, dass ich kaum dazu kam mein Protokoll (Geburtszeit, Gewicht, Geschlecht, Farbe) auszufüllen. Glücklich und sehr dankbar schaute ich auf das kleine Wunder! Die Geburt verlief total instinktsicher und auch die Pflege der Kleinen erledigt sie hingebungsvoll und ohne Hilfe. Chelsea bescherte mir mit dieser problemlosen, ersten Geburt ein grosses Geschenk. Die vier Hündinnen und zwei Rüden hatten z. T. noch ein farbiges Band um den Hals, da sie für mich im feuchten Zustand alle schwarz aussahen. In aller Ruhe suchte ich nun bei jedem Zwerglein seine Besonderheit, wie vier weisse Pfötchen, ein heller Brustfleck, ein Fell, welches sich beim Trocknen aufgehellt hatte, usw.

Jede Geburt ist anders, aber die Erleichterung, wenn alles gut geht jedes Mal gleich. Die meisten Geburten bei unserer gesunden Rasse verlaufen glücklicherweise gut. Trotzdem, durchwachte Nächte mit viel zu wenig Schlaf und einer werdenden Hundemama im Arm, todgeborene Welpen, einsame Fahrten in der Nacht zur Tierarztpraxis, Kaiserschnitt, Erschöpfung, Angst und Zweifel gehören auch dazu. Ein besonderes Erlebnis war für mich auch bei der ersten Geburt von Rabea. Jedes Mal bei den Presswehen kletterte sie mir auf den Schoss, drückt sich ganz fest an mich und wollte von mir gehalten werden. Anschliessend ruht sie wieder in der Wurfbox und schaut mich unverwandt an. Diese Augen, dieser Blick, voll Vertrauen!

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